Ein
Wochenende auf dem No Border Camp Köln/Düsseldorf
Freitag,den
20.7. fuhren wir,die „No Border Cats“, nach Köln um am letzten
Wochenende des No Border Camps teilzunehmen.Vor allem am
Flughafenaktionstag in Düsseldorf wollten wir unbedingt dabei sein,
um mit einer sogenannten „airberlin Image-verschmutzungs-kampagne“
zu versuchen,die Fluggesellschaft airberlin unter Druck zu
setzen,dass schmutzige Geschäft mit Abschiebungen aufzugeben.
Auf
dem No Border Camp angekommen fiel uns sogleich die gedrückte
Stimmung auf.
Passend
dazu fing es erst einmal an zu regnen was uns aber nicht sehr
störte,da wir im Ausstellungszelt von Boats 4 People sogleich
Gleichgesinnte trafen,die schon dabei waren Informationsheftchen,
über den Abschiebeflughafen Düsseldorf ,in Kotztütchen,mit der
Aufschrift:“Air Berlin Abschiebungen sind zum Kotzen“ zu stecken.
Kurzerhand
holten wir die Informations-Boardingcards für Flugreisende,über die
von der EU Grenzschutz-Agentur Frontex organisierten und finanzierten
Charter-Sammel-Abschiebungen nach Serbien,Mazedonien und in den
Kosovo,durchgeführt von airberlin,startend am Düsseldorfer
Flughafen.Gemeinsam bereiteten wir handliche Informationstüten
vor,die wir am Samstag am Düsseldorfen Flughafen an die Passagiere
verteilen wollten.
Das
Camp war relativ leer,da die meissten Aktivist_innen in Düsseldorf
waren,wo an diesem Freitag das Französische Konsulat,in Solidarität
mit den Sans Papiers in Calais besetzt worden war.Die Besetzer_innen
wollten vor allen Dingen Öffentlichkeit schaffen,für die
mysteriösen „Selbstmorde“,dreier Sans Papiers in Calais und die
Verfolgung und Vertreibung der Migrant_innen ,auf ihrem Weg nach
Gross Britanien,durch die Französische Polizei,.Im Vorfelde der
olympischen Spiele in London soll wohl das Flüchtlingselend zwischen
Frankreich und Gross Britanien aus dem Blickfeld der Reisenden
vertrieben werden.
Auch
wurde in Düsseldorf die Landeszentrale der Grünen besetzt ,um die
Grünen,die in Nordrhein-Westfalen an der Landesregierung beteiligt
sind ,aufzufordern dafür zu sorgen, das die Menschenverachtenden
Auflagen,der Polizei,gegen das Protestcamp der Hungerstreickenden
Asylbewerber,aufgehoben werden.
In
Düsseldorf protestieren Geflüchtete gegen die unerträglichen
Bedingungen in denen sie, in Lagern isoliert und der Residenzpflicht
unterworfen,leben müssen,.Sie sagen,sie schlafen lieber draussen
als ims Lager zurück zu gehen.,Genau das ist ihnen aber von der
Polizei verboten worden und auch ein deutsches Gericht fand,dass,in
einem Protestcamp kein Zelt aufgebaut werden darf,kein Mensch
schlafen darf und das sich hinlegen oder gar schlafen nicht durch
das Demonstrationsrecht abgedeckt sei.Nun patrulliert die Polizei im
Halbstundentackt durch das Campt und sorgt dafür,das nicht mal ein
Kopf zur Erholung auf einen Tisch gelegt wird.
Um
diesen unfassbaren Umgang mit den Protestierenden zu beenden wurde
die Parteizentrale der Grünen besetzt und gefordert mit
Verantwortlichen Politiker_innen zu sprechen ,ansonsten würden die
Aktivist_innen lieber in der Parteizentrale schlafen als ihre
Solidarität mit den Protestierenden aufzugeben.Doch alle Grünen
befanden sich angeblich im Urlaub und die einzig Anwesende,entschloss
sich ,nach mehreren Stunden doch das Haus durch die Polizei räumen
zu lassen.Da dieser Vorgang mehrere Stunden dauerte ,auch wenn die
Hinausgetragenen nur an der Gefangenensammelstelle vorbeigefahren
wurden,kamen die Aktivist_innen erst in der Nacht aufs No Border Camp
zurück.
Wir
besuchten nach der Füllung unserer Spucktüten und dem Aufbau der
Zelte erst mal das Vorbereitungsplenum für den morgigen
Flughafenaktionstag.
Die
Stimmung schwankte etwas zwischen Verunsicherung und
Zweckoptimismus,da es wohl während der Woche zu heftigeren
Auseinandersetzungen über die Strukturen und Dominanzen innerhalb
des Camps gekommen war.
Etwas
improvisiert und doch sehr professionell wurde der zu erwartende
Ablauf der Demonstration von der S-Bahn Haltestelle in Düsseldorf
besprochen Es sollte vorbei gehen an dem Verwaltungssitz von
airberlin,,Tor 36,am Gate F,dem weit abgelegenen Gate ,an dem die
Frontex Sammel Abschiebungen ins ehemalige Jugoslawien
stattfinden,sowie Gate Gourmet,einer Firma,die die Bordmahlzeiten
produzieren und durch schlechte Arbeitsbedingungen,vor allem für
Migrant_innen, und mangelnde Bereitschaft ,mit ihren Angestellten
eine Verbesserung zu erreichen,in Verruf geraten ist. Die acht
stündige Kundgebung vor den airberlin Schaltern im Abflug Terminal
des Flughafens wurde auch erläutert..Die Auflagen der Polizei waren
geradezu lächerlich,so sollten überhaupt nur 50 Teilnemer_innen
der Kundgebung auf einer eigens dafür markierten Fläche,von der
gefühlten Grösse eines Strandtuche, beiwohnen dürfen.Die
Demonstration die am Terminal C in den Flughafen eintreten wollte
,wurde auf 300 Teilnemer_innen innerhalb des Gebäudes beschränkt,die
„Überzähligen“ sollten auf einem eigens dafür abgesperrten
Parkplatz weiter demonstrieren.
Wir
entschieden uns für die Kundgebung vor den Schaltern von airberlin
und verabredeten uns für einen späteren Zeitpunkt, zu einem kleinen
Treffen,der Kundgebungs-teilnemer_innen.
Die
Vokü von La Sabote war unglaublich gut ausgestattet,es gab sogar
eine eigene Bäckerei,die frisches Brot gebacken hat und was für
welches..Wir besuchten kurz das Vorbereitungstreffen und trafen uns
zum gemütlichen Bier trinken mit weiteren Freund_innen an der sehr
schön unter der Eisenbahnbrücke gelegenen Bar.
Samstag
den 21.7 ging es dann recht früh los,im Flugbegleiter_innen Outfit
von unfairberlin fuhren wir nach Düsseldorf und fanden auch sogleich
unsere angemeldete Kundgebung.
Auf
dem Fussboden,um die Abflugtafel, war eine winzige Fläche mit
schwarz-gelben Klebeband präpariert worden,dort und nur dort sollten
sich bis zu 50 Personen laut Polizeiansprache aufhalten.Nochmal so
viele Beamt_innen bildeten in 5 Metern Abstand nahezu eine Kette um
den markierten Bereich.Es hatte etwas zutiefst lächerliches,konnte
aber natürlich so nicht akzeptiert werden.Nach recht zähen
Verhandlungen, durch die Versammlungsleiter_innen,wurde uns zumindest
gestattet zu viert Informationsmaterial an die Fluggäste zu
verteilen,wobei wir stets nur zu viert sein durften,das wurde
peinlich genau überwacht und sogleich wurden wir durchgezählt,wenn
der Eindruck entstand,wir wären vielleicht doch gar fünf.Die
Polizeiumrundung wurde etwas aufgelockert und ballte sich nun an den
Stützpfeilern der Halle.Wir erhielten die Erlaubniss, uns zu viert
bis zu einer schwarz gefliesten Linie ,sowie in einer gedachten
diagonalen Flucht zum Eingang bewegen zu dürfen.An die Schalter von
airberlin durften wir selbstredent nicht herantreten.Die meissten
Flugreisenden waren irritiert über das grosse Polizeiaufgebot,Einige
vermuteten gar einen Anschlag,oder eine Bombendrohung.Ob unseres
Steward_essen Outfits und weil die meissten Menschen wohl doch Angst
vor der Polizei haben, wurden aber hauptsächlich wir
angesprochen,was denn hier los sei und so konnten wir sofort
aufklären,dass wir vom No Border Camp Köln/Düsseldorf seien und
heute hier gegen Abschiebungen,speziell die
Frontex-Charter-Sammelabschiebungen mit airberlin demonstrieren.Die
meissten Leute waren sehr aufgeschlossen und interessiert,sie waren
genau wie wir der Meinung,dass airberlin Menschen in den Urlaub
fliegen sollte und nicht in Hoffnungs- und Perspektivlosigkeit,auch
nicht in Armut und rassistische Verfolgung.
Einige
dankten uns sogar für unser Engagement und nur ein Einziger liess
seine Frau die unfairberlin Fleyer und Bookletts wieder zurück
bringen,da sie nicht für Abschiebung sondern dagegen seien.Auch
beschwerten sich einige Passagiere bei den
Kundgebungs-leiter_innen,dass airberlin so schnell auf die Proteste
reagiere und eigene Stellungsnamen verteilen lässt,die sie unter
Protest,von uns angenommen,aber noch nicht gelesen hätten.Diese
Menschen konnten natürlich sofort beruhigt werden,dass es sich um
Informationsmaterial gegen die Kollaboration von airberlin bei
Abschiebungen handelt und wir Teil der Kundgebung.
In
der „Klebebandzone“ wurden Videos zum Thema gezeigt, unter
Anderem Interviews mit,von Abschiebung bedrohten,,Romafamilien.Auch
gab es eine Fotoausstellung über die Situation anderer Romafamilien
nach ihrer Abschiebung nach Serbien und Mazedonien..Ein kleines
Kammerorchester spielte zwischendurch auf und es wurden Reden
gehalten z.B.von The Voice Refugee Forum zu den erzwungenen
Botschaftsanhörungen und den Frontex Sammel-Abschiebungen nach
Nigeria,die hauptsächlich von Wien und Dublin aus starten und dann
in Zwischenlandungen,auf deutschen Flughäfen,noch mehr Menschen
gegen ihren Willen und in Polizeibegleitung nach Nigeria
ausfliegen.Wir stellten die „unfairberlin.com, Abschiebung ist zum
Kotzen“ Kampagne vor und forderten die Passagiere auf ,sich bei
airberlin zu beschweren oder mit einer anderen Fluggesellschaft zu
fliegen.
Die
Jugendlichen Ohne Grenzen sprachen über ihre Situation
unter.Anderem.als
Geduldete,die
ausgeschlossen werden von Bildung,Ausbildung und jeglicher
Perspektive beraubt werden,für eine selbstbestimmte Zukunft.Auch
müssen sie jeden Tag Angst vor der Abschiebung haben.Sie fordern
gleiche Rechte für Alle und die Abschaffung aller rassistischen
Sondergesetze..Roma-Organisationen erzählten von den katastrophalen
Lebensumständen der Roma z.B in Serbien und im Kosovo,wo die
Arbeitslosenquote bei teilweise 98 % liegt und nur jedes dritte Kind
zur Schule gehen kann und forderten ein generelles Bleiberecht für
Alle.
Da
wir nur zu viert Informationen verteilen durften,schlossen sich die
Anderen unserer Gruppe der Demonstration an.Nach einstündiger
Verspätung setzte die sich in Bewegung, durch doch eher spärlich
besuchtes Gelände in der sogenannten Airport City.Doch immerhin fast
800 Menschen waren dem Aufruf des No Border Camps und verschiedener
Gruppen gefolgt,so wurde es ein grosser,kräftiger Protestzug,der
jedoch recht spät am Flughafengebäude ankam.Dort musste wohl erst
verhandelt werden,wie denn nun die 300 Personen
Beschränkung,innerhalb des Gebäudes funktionieren solle.Auf jeden
Fall dauerte es eine ganze Zeit bis die ersten Demonstrant_innen den
Terminal durch ein enges Polizeispalier betraten.Tatsächlich liessen
die Ordnungskräfte nur eine sehr begrenzte Anzahl Menschen rein und
es glich doch stark einem Wanderkessel.Allerdings war die Akustik im
Flughafen sehr gut,sodass die Parolen und Sprechchöre durchs
gesammte Gebäude drangen und gut zu verstehen waren.
Viele
der Teilnemer_innen,,die keinen Einlass mehr fanden,waren aber von
den anderen Flughafennutzer_innen kaum zu unterscheiden,auch wenn die
Polizist_innen immer Allen auf die Füsse guckte,da sie glaubten am
Schuhwerk die Protestierenden erkennen zu können.So„sickerten“
viele weitere noch durch andere Eingänge in die Terminals ein.
Die
Demonstration im Spalier wurde dann durch eine enge Polizeikette ,in
recht grosser Entfernung der Kundgebung, ausgebremmst und den
Teilnemenden wurde nur der Weg nach draussen gestattet.
Nach
dem Urteil des Bundesverfassungsgerichts,dass Demonstrationen und
Kundgebungen in Flughäfen und Ähnlichem ausdrücklich als Teil der
Meinungs- und Versammlungsfreiheit zu erlauben seien,müssen die
verantwortlichen Behörden wohl erst wieder lernen,dieses Grundrecht
auch zuzulassen.
An
unserem Kundgebungsort gingen uns langsam die Passagiere aus,da nur
noch eine airberlin Maschine pro Stunde anounciert war und so
bereiteten wir langsam unsere Rückfahrt vor.Wir trafen noch unsere
Tütenfüllkolleg_innen von „Air Berlin Abschiebungen sind zum
Kotzen“ und sie verteilten mit ihren kleinen Rollkoffern,die sie
hinter sich herzogen,weiter eifrig Informationsmaterial .
Ein
Trupp Beamt_innen folgte uns bis zum Parkhaus,aufgeregt in ihre
Funkgräte sprechend, aber am Parkscheinautomaten wurden sie wohl
gewahr,dass sie nicht zu Fuss folgen können und drehten um.
Zurück
auf dem Camp gab es erst mal ein schon bereitstehendes Essen von der
Vokü und bequemere Kleidung.Dann gingen wir mal in die Stadt.
Sonntag
lauschten wir noch dem Abschlussplenum,Viele der Anwesenden waren
teils enttäuscht,teils frustriert von der Stimmung und den
Auseinandersetzungen der vorangegangenen Tage.Da wir erst
Freitagabend gekommen waren,konnten wir nicht wirklich beurteilen
,wie damit umzugehen zu sein wird..
Bei
endlich tollem Sonnenschein mussten wir uns,für den Rest des
Tages,ins Auto setzen.
So
oder so ähnlich war das.,in Köln/Düsseldorf.
Eure
No Border Cats