kein mensch ist illegal hamburg

"Ihr sollt wissen, daß kein Mensch illegal ist.
Das ist ein Widerspruch in sich. Menschen können schön sein oder noch schöner. Sie können gerecht sein oder ungerecht. Aber illegal? Wie kann ein Mensch illegal sein?"

Elie Wiesel

Dienstag, 19. Februar 2013

Entführte Kind eines der somalischen Angeklagten frei!


Brief an die am "Piraten"prozess interessierte Öffentlichkeit!  

Während das schriftliche Urteil erst jetzt bei den Rechtsanwälten angekommen ist, ist das entführte Kind eines der somalischen Angeklagten  frei! Es konnte freigekauft werden mit Solidaritätsgeldern aus dem Verkauf des PPixi-Buchs mit der Geschichte der Entführung.    

Die mündliche Urteilsverkündung fand im November 2012 statt. Anschließend haben alle Angeklagten - mit Ausnahme des  Kronzeugen - Revision eingelegt. Aber der Druck der 2-jährigen Untersuchungshaft hat  seine Wirkung nicht verfehlt und so  war der Wunsch der Gefangenen nach  besseren Haftbedingungen im "regelvolzug" in Fuhlsbüttel größer und  einer nach dem anderen zog den  Revisionsantrag zurück. Zur Zeit haben  noch zwei der damals Minderjährigen Revisionsanträge gestellt.  

Die Kammer blieb der Tradition des Prozesses treu und hat erst nach fast drei Monaten das schriftliche Urteil herausgegeben, während das mündliche Urteil - Wort für Wort von ProzessbeobachterInnen transkribiert - seit Wochen auf reclaim-the-seas.blogspot.com nachzulesen ist. Das Urteil ist rechtsgültig, aber es ist eben erst jetzt den Rechtsanwälten zugestellt worden. Diese haben nun eine Frist von einem Monat, die Revision zu begründen. Es könnte der Eindruck entstehen, dass die Kammer so lange wartete, bis die Gefangenen ihre Revisionsanträge zurückgezogen haben und das öffentliche Interesse am Urteil völlig verschwunden ist und keine Medien mehr darüber berichten.   

Aber es gibt etwas Positives zu berichten, das die Öffentlichkeit interessieren könnte: Die Freilassung des Kindes eines der Angeklagten.

Dieser hatte ausführlich vor Gericht erzählt, wie er als Fischer keinen Fisch mehr fangen konnte, Schulden beim Lebensmittelhändler hatte und dieser dann seinen 5-jährigen Sohn entführte, um die Schulden einzutreiben. Deshalb sei er mit auf die Taipan gegangen, um das Geld für die Auslösung seines Sohnes zu verdienen. 

Die Solidaritätsgruppe hat 2012 die Geschichte in Form eines illustrierten PPixi-Buchs aufgeschrieben, von dem 380 handsignierte Exemplare für 5,- verkauft wurden, um das Geld zu sammeln und dem Angeklagten - der absolut verzweifelt in U-Haft saß - zu geben, um sein Kind freikaufen zu können.

In Dezember 2012 war das Geld zusammengekommen und wurde im Januar 2013 an den Ladenbesitzer übergeben, der das Kind freigelassen hat. Was zunächst unmöglich schien, wurde möglich.   

Die Freilassung des Kindes ist eine Bestätigung, wie anmaßend es von einem deutschen Gericht ist, über das Leben in Somalia urteilen zu wollen. Die Kammer hatte bei der Urteilsverkündung dem Angeklagten vorgeworfen, gelogen zu haben, weil er die Geschichte der Kindesentführung in seinen letzten Worten nicht noch einmal wiederholt hatte.   

Und noch ein Hinweis an das Gericht: Es gibt zum Glück auch ein Leben außerhalb Ihres Gerichts, und in diesem anderem Leben wusste der Angeklagte, dass Geld für sein Kind gesammelt wurde. So stand er nicht mehr unter Druck, Ihnen das zu erzählen. Er hatte die Hoffnung aufgegeben, vom Gericht verstanden zu werden.

Stattdessen gibt es Menschen außerhalb der Gerichtswelt, welche die Gefangenen nicht allein lassen wollen. Die Prozessbeobachtungs-Gruppe plant weitere Veranstaltungen, Hafenrundfahrten, Ausstellungen und Filmvorführungen und verkauft das PPixi-Buch weiter, um die Gefangenen zu unterstützen und ihre Situation hier, aber auch in Somalia öffentlich zu machen.   

UnterstützerInnengruppe der somalischen Angeklagten
kein mensch ist illegal, Hamburg;
Dritte-Welt-Hafengruppe,Hamburg   

Reclaim-the-seas.blogspot.com