Brief an die
am
"Piraten"prozess interessierte Öffentlichkeit!
Während das
schriftliche
Urteil erst jetzt bei den Rechtsanwälten angekommen ist, ist
das entführte Kind
eines der somalischen Angeklagten frei! Es konnte freigekauft
werden mit
Solidaritätsgeldern aus dem Verkauf des PPixi-Buchs mit der
Geschichte der
Entführung.
Die
mündliche Urteilsverkündung fand im November 2012 statt.
Anschließend haben alle Angeklagten - mit Ausnahme des
Kronzeugen - Revision
eingelegt. Aber der Druck der 2-jährigen Untersuchungshaft hat
seine
Wirkung nicht verfehlt und so war der Wunsch der Gefangenen
nach
besseren Haftbedingungen im "regelvolzug" in Fuhlsbüttel größer
und einer nach dem anderen zog den Revisionsantrag zurück. Zur
Zeit
haben noch zwei der damals Minderjährigen Revisionsanträge
gestellt.
Die
Kammer blieb der Tradition des Prozesses treu und hat erst
nach fast drei Monaten das schriftliche Urteil herausgegeben,
während das
mündliche Urteil - Wort für Wort von ProzessbeobachterInnen
transkribiert -
seit Wochen auf reclaim-the-seas.blogspot.com nachzulesen ist.
Das Urteil ist
rechtsgültig, aber es ist eben erst jetzt den Rechtsanwälten
zugestellt worden.
Diese haben nun eine Frist von einem Monat, die Revision zu
begründen. Es
könnte der Eindruck entstehen, dass die Kammer so lange wartete,
bis die
Gefangenen ihre Revisionsanträge zurückgezogen haben und das
öffentliche
Interesse am Urteil völlig verschwunden ist und keine Medien
mehr darüber
berichten.
Aber
es gibt etwas Positives zu berichten, das die
Öffentlichkeit interessieren könnte: Die Freilassung des Kindes
eines der
Angeklagten.
Dieser
hatte ausführlich vor Gericht erzählt, wie er als Fischer
keinen Fisch mehr fangen konnte, Schulden beim
Lebensmittelhändler hatte und
dieser dann seinen 5-jährigen Sohn entführte, um die Schulden
einzutreiben.
Deshalb sei er mit auf die Taipan gegangen, um das Geld für die
Auslösung
seines Sohnes zu verdienen.
Die
Solidaritätsgruppe hat 2012 die Geschichte in Form eines
illustrierten PPixi-Buchs aufgeschrieben, von dem 380
handsignierte Exemplare
für 5,- verkauft wurden, um das Geld zu sammeln und dem
Angeklagten - der
absolut verzweifelt in U-Haft saß - zu geben, um sein Kind
freikaufen zu
können.
In
Dezember 2012 war das Geld zusammengekommen und wurde im Januar
2013 an den Ladenbesitzer übergeben, der das Kind freigelassen
hat. Was
zunächst unmöglich schien, wurde möglich.
Die
Freilassung des Kindes ist eine Bestätigung, wie anmaßend es
von einem deutschen Gericht ist, über das Leben in Somalia
urteilen zu wollen.
Die Kammer hatte bei der Urteilsverkündung dem Angeklagten
vorgeworfen, gelogen
zu haben, weil er die Geschichte der Kindesentführung in seinen
letzten Worten
nicht noch einmal wiederholt hatte.
Und
noch ein Hinweis an das Gericht: Es gibt zum Glück auch ein
Leben außerhalb Ihres Gerichts, und in diesem anderem Leben
wusste der
Angeklagte, dass Geld für sein Kind gesammelt wurde. So stand er
nicht mehr
unter Druck, Ihnen das zu erzählen. Er hatte die Hoffnung
aufgegeben, vom
Gericht verstanden zu werden.
Stattdessen
gibt es Menschen außerhalb der Gerichtswelt, welche
die Gefangenen nicht allein lassen wollen. Die
Prozessbeobachtungs-Gruppe plant
weitere Veranstaltungen, Hafenrundfahrten, Ausstellungen und
Filmvorführungen
und verkauft das PPixi-Buch weiter, um die Gefangenen zu
unterstützen und ihre
Situation hier, aber auch in Somalia öffentlich zu machen.
UnterstützerInnengruppe
der somalischen Angeklagten
kein
mensch ist illegal, Hamburg;
Dritte-Welt-Hafengruppe,Hamburg
Reclaim-the-seas.blogspot.com