Eine Delegation des Hamburger
Landesvorstands der VVN-BdA besuchte gestern die
afrikanischen Flüchtlinge an ihrem Informationszelt am
Steindamm und überbrachte eine politische Grußbotschaft.
Zur Haltung des Hamburger
Senats, die sich jeder Verantwortung für das Schicksal der
Kriegsflüchtlinge aus Libyen entziehen will erklären wir:
Als Organisation mit vielen
Mitgliedern, die selbst den Terror des Nazi-Regimes nur
überlebt haben, weil sie als jüdische Menschen oder
Angehörige des Widerstands in anderen Ländern Zuflucht
gefunden haben und mit Mitgliedern, deren
Familienangehörige umgebracht wurden, weil sie an Grenzen
zurückgewiesen und nach Deutschland ausgeliefert wurden,
ist die Solidarität mit Geflüchteten eines unserer
wesentlichen Anliegen.
Wir wissen, dass auch viele
Sozialdemokrat_innen ins Exil getrieben wurden, darunter
die späteren Bürgermeister Max Brauer und Herbert
Weichmann, dessen Ehefrau Elsbeth sich lebenslänglich für
das Grundrecht auf Asyl eingesetzt hat.
Als Organisation, die das Erbe
des deutschen Widerstands gegen Faschismus und Krieg
trägt, hat die VVN-BdA sich stets gegen alle Formen des
Militarismus, gewandt. Die gegenwärtige Politik
militärischer Interventionen zur Durchsetzung deutscher,
europäischer oder westlicher Großmachtinteressen lehnen
wir ab. Die Zerstörung von Staaten und Städten nimmt
Menschen – wenn sie nicht als „Kollateralschaden“ das
Leben verlieren - die Lebensgrundlagen. Daran ist nichts
Humanitäres. Dafür stehen die Flüchtlinge, die in Libyen
ein „ganz normales Leben“ hatten, bevor NATO-Bomben es
zerstörten.
Je mehr Elend die
wirtschaftliche und militärische Rekolonialisierung der
Welt produziert, umso mehr schottet Europa seine Grenzen
gegen die Opfer seiner Politik ab. Politische
Vereinbarungen wie die von Schengen und Dublin und ihre
Institutionalisierung in der Europäischen
Grenzsicherungsagentur „Frontex“ sollen dafür sorgen, dass
alle, die nicht im Mittelmeer ertrinken, in Griechenland
oder Italien unter erbärmlichen Umständen umherirren und
auf keinen Fall dort ankommen, wo sich der europäische
Reichtum konzentriert
Endlich organisieren sich
Geflüchtete in ganz Europa und auch in Hamburg, um ihr
Recht auf ein menschenwürdiges Leben einzufordern. Dabei
brauchen sie unsere Unterstützung!
Wir stehen an Ihrer Seite und
unterstützen die Forderungen nach Aufnahme in Hamburg,
Bewegungsfreiheit, Zugang zu Wohnungen, Bildung und
Arbeit.
Die Schaffung einer neuen Welt
des Friedens und der Freiheit fängt dort an, wo Menschen
darum kämpfen!
Deshalb rufen wir auf zur
Demonstration
am Samstag, den 8. Juni, 12
Uhr, Hachmannplatz
fotos marily stroux
mehr infos unter: http://lampedusa-in-hamburg.tk
Aufruf der Kriegsflüchtlinge zur Demonstration:
Ein afrikanisches Sprichwort sagt:
“Eine Ziege, die schon tot ist, fürchtet kein Messer mehr.”
An die Gemeinschaften der Migranten und Migrantinnen in Hamburg“Eine Ziege, die schon tot ist, fürchtet kein Messer mehr.”
An alle Menschen in dieser Stadt, die ihre Herzen und Seelen nicht verkauft haben.
Wir rufen Euch alle auf die Straße, um ein Zeichen der Solidarität und des gemeinsamen Kampfes für unsere Rechte als Menschen zu setzen.
Wir sind Überlebende des NATO-Kriegs in Libyen. Alles, was wir in Libyen für uns aufbauen konnten, haben wir verloren. Im Namen von Demokratie und Menschenrechten haben die NATO-Staaten Libyen in Brand gesetzt. Die Folgen des Kriegs wirken weit über die Grenzen Libyens hinaus. Wir, Flüchtlinge aus Libyen in Europa, sind die Zeugen dieses Verbrechens. Wir sind gegen unseren Willen und wegen der Intervention des Westens nach Europa gekommen. Es gibt kein Zurück mehr für uns.
Wir haben viel Schreckliches gesehen und viele Hindernisse überwunden. Jetzt leben wir als unerwünschte Immigranten auf den Straßen, der Länder, die von humanitärem Schutz sprechen, aber ihn nicht umsetzen wollen. Wieder müssen wir ums Überleben kämpfen, während bereits neue Kriege im Namen von Demokratie und Menschenrechten begonnen werden.
Die Opfer sind die Menschen, die angeblich geschützt werden sollen. Flüchtling zu sein ist nicht kriminell. Kriminell ist, Flüchtlinge zu erzeugen.
An alle unsere Brüder und Schwestern, die aufgrund der Interessen der mächtigen Staaten ebenfalls Flüchtlinge geworden sind,
…an alle unsere Brüder und Schwestern, die wegen der Farbe ihrer Haut, diskriminiert und erniedrigt werden,
…an alle unsere Brüder und Schwestern, die schon lange vor uns in dieses Land und auf diesen Kontinent gekommen und den Schmerz der Ablehnung kennen gelernt haben,
…an unsere jungen Brüder und Schwestern, die hier in diesem Land geboren sind, und dennoch als “Ausländer” gesehen und behandelt werden,
…an alle Menschen, die Frieden und Gerechtigkeit als Einheit sehen und dafür einstehen wollen,
kommt mit uns, den Flüchtlingen des NATO-Kriegs in Libyen “Lampedusa-Flüchtlinge in Hamburg” auf die Straße.
Es ist die Schuld der NATO und der Europäischen Union, dass wir hier sind.
Wir sind Menschen und haben Rechte. Wenn die Gesetze gegen uns sind, müssen sie abgeschafft oder geändert werden. Der Mensch macht das Gesetz, nicht das Gesetz den Mensch.