kein mensch ist illegal hamburg

"Ihr sollt wissen, daß kein Mensch illegal ist.
Das ist ein Widerspruch in sich. Menschen können schön sein oder noch schöner. Sie können gerecht sein oder ungerecht. Aber illegal? Wie kann ein Mensch illegal sein?"

Elie Wiesel

Montag, 10. Juni 2013

Lampedusa in Hamburg - Demo am 8 juni 2013 für bleiberecht !

































Eine Delegation des Hamburger Landesvorstands der VVN-BdA besuchte gestern die afrikanischen Flüchtlinge an ihrem Informationszelt am Steindamm und überbrachte eine politische Grußbotschaft.
Zur Haltung des Hamburger Senats, die sich jeder Verantwortung für das Schicksal der Kriegsflüchtlinge aus Libyen entziehen will erklären wir:

Als Organisation mit vielen Mitgliedern, die selbst den Terror des Nazi-Regimes nur überlebt haben, weil sie als jüdische Menschen oder Angehörige des Widerstands in anderen Ländern Zuflucht gefunden haben und mit Mitgliedern, deren Familienangehörige umgebracht wurden, weil sie an Grenzen zurückgewiesen und nach Deutschland ausgeliefert wurden, ist die Solidarität mit Geflüchteten eines unserer wesentlichen Anliegen.
Wir wissen, dass auch viele Sozialdemokrat_innen ins Exil getrieben wurden, darunter die späteren Bürgermeister Max Brauer und Herbert Weichmann, dessen Ehefrau Elsbeth sich lebenslänglich für das Grundrecht auf Asyl eingesetzt hat.
Als Organisation, die das Erbe des deutschen Widerstands gegen Faschismus und Krieg trägt, hat die VVN-BdA sich stets gegen alle Formen des Militarismus, gewandt. Die gegenwärtige Politik militärischer Interventionen zur Durchsetzung deutscher, europäischer oder westlicher Großmachtinteressen lehnen wir ab. Die Zerstörung von Staaten und Städten nimmt Menschen – wenn sie nicht als „Kollateralschaden“ das Leben verlieren - die Lebensgrundlagen. Daran ist nichts Humanitäres. Dafür stehen die Flüchtlinge, die in Libyen ein „ganz normales Leben“ hatten, bevor NATO-Bomben es zerstörten.
Je mehr Elend die wirtschaftliche und militärische Rekolonialisierung der Welt produziert, umso mehr schottet Europa seine Grenzen gegen die Opfer seiner Politik ab. Politische Vereinbarungen wie die von Schengen und Dublin und ihre Institutionalisierung in der Europäischen Grenzsicherungsagentur „Frontex“ sollen dafür sorgen, dass alle, die nicht im Mittelmeer ertrinken, in Griechenland oder Italien unter erbärmlichen Umständen umherirren und auf keinen Fall dort ankommen, wo sich der europäische Reichtum konzentriert
Endlich organisieren sich Geflüchtete in ganz Europa und auch in Hamburg, um ihr Recht auf ein menschenwürdiges Leben einzufordern. Dabei brauchen sie unsere Unterstützung!
Wir stehen an Ihrer Seite und unterstützen die Forderungen nach Aufnahme in Hamburg, Bewegungsfreiheit, Zugang zu Wohnungen, Bildung und Arbeit.
Die Schaffung einer neuen Welt des Friedens und der Freiheit fängt dort an, wo Menschen darum kämpfen!
Deshalb rufen wir auf zur Demonstration
am Samstag, den 8. Juni, 12 Uhr, Hachmannplatz




                                          fotos marily stroux

                                         mehr infos unter:       http://lampedusa-in-hamburg.tk

Aufruf der Kriegsflüchtlinge zur Demonstration:
Ein afrikanisches Sprichwort sagt:
“Eine Ziege, die schon tot ist, fürchtet kein Messer mehr.”
An die Gemeinschaften der Migranten und Migrantinnen in Hamburg
An alle Menschen in dieser Stadt, die ihre Herzen und Seelen nicht verkauft haben.

Wir rufen Euch alle auf die Straße, um ein Zeichen der Solidarität und des gemeinsamen Kampfes für unsere Rechte als Menschen zu setzen.
Wir sind Überlebende des NATO-Kriegs in Libyen. Alles, was wir in Libyen für uns aufbauen konnten, haben wir verloren. Im Namen von Demokratie und Menschenrechten haben die NATO-Staaten Libyen in Brand gesetzt. Die Folgen des Kriegs wirken weit über die Grenzen Libyens hinaus. Wir, Flüchtlinge aus Libyen in Europa, sind die Zeugen dieses Verbrechens. Wir sind gegen unseren Willen und wegen der Intervention des Westens nach Europa gekommen. Es gibt kein Zurück mehr für uns.
Wir haben viel Schreckliches gesehen und viele Hindernisse überwunden. Jetzt leben wir als unerwünschte Immigranten auf den Straßen, der Länder, die von humanitärem Schutz sprechen, aber ihn nicht umsetzen wollen. Wieder müssen wir ums Überleben kämpfen, während bereits neue Kriege im Namen von Demokratie und Menschenrechten begonnen werden.
Die Opfer sind die Menschen, die angeblich geschützt werden sollen. Flüchtling zu sein ist nicht kriminell. Kriminell ist, Flüchtlinge zu erzeugen.
An alle unsere Brüder und Schwestern, die aufgrund der Interessen der mächtigen Staaten ebenfalls Flüchtlinge geworden sind,
…an alle unsere Brüder und Schwestern, die wegen der Farbe ihrer Haut, diskriminiert und erniedrigt werden,
…an alle unsere Brüder und Schwestern, die schon lange vor uns in dieses Land und auf diesen Kontinent gekommen und den Schmerz der Ablehnung kennen gelernt haben,
…an unsere jungen Brüder und Schwestern, die hier in diesem Land geboren sind, und dennoch als “Ausländer” gesehen und behandelt werden,
…an alle Menschen, die Frieden und Gerechtigkeit als Einheit sehen und dafür einstehen wollen,
kommt mit uns, den Flüchtlingen des NATO-Kriegs in Libyen “Lampedusa-Flüchtlinge in Hamburg” auf die Straße.
Es ist die Schuld der NATO und der Europäischen Union, dass wir hier sind.
Wir sind Menschen und haben Rechte. Wenn die Gesetze gegen uns sind, müssen sie abgeschafft oder geändert werden. Der Mensch macht das Gesetz, nicht das Gesetz den Mensch.