Nach dem Eintritt in die
Gewerkschaft ver.di veröffentlicht die Gruppe "Lampedusa in
Hamburg" untenstehenden Brief. Wir rufen nachdrücklich auf, den
Kampf der Gruppe für die Anerkennung ihrer Rechte in Hamburg (nach
§ 23) zu unterstützen. Briefkampagne: http://hamburg.verdi.de/presse_hh/pressemitteilungen/showNews?id=66a1dd08-e93f-11e2-5dfd-001ec9b05a14
Während einige Politiker_innen falsche Informationen über uns verbreiteten um die Solidarität zu brechen und uns in ein schlechtes Licht zu rücken, gingen die Gewerkschaft und viele Menschen, die uns direkt kennenlernten, gegen diese falsche und heimtückische Propaganda gegen uns an.
Was wir seit dem Beginn des Krieges in Libyen, verstärkt durch die NATO-Intervention, erlebten, ist für niemanden leicht zu ertragen. Wir hatten das Glück zu überleben, während viele andere von uns ihr Leben verloren. Alles wurde bombardiert unter der Parole „ Schutz der Zivilbevölkerung in Libyen“. Wir waren Teil dieser Zivilbevölkerung. Aber nach unserer erzwungenen Flucht von Libyen Richtung Lampedusa blieb uns nichts außer einem Dokument, das unseren humanitären Schutz garantiert. Konkret wurden wir in Italien auf die Straße gesetzt ohne jede Möglichkeit unsere Situation zu stabilisieren. Da wir die Verantwortung für unsere verheerende Situation bei der Europäischen Union als ganzer sehen, sind wir jetzt in verschiedenen europäischen Ländern, ohne Ressourcen und Rechte. Deshalb müssen wir für unsere Rechte kämpfen.
LAMPEDUSA in HAMBURG
c/o Infozelt, Steindamm 2,
Hamburg-Mitte
an
die Gewerkschaft ver.di
und alle Arbeiter_innen, die offen dafür sind uns zuzuhören
Seitdem
wir nach Hamburg kamen,
haben wir viele Menschen und Organisationen der
Zivilgesellschaft getroffen.
Als die Politiker_innen ihre Ohren und Augen gegenüber unseren
Leiden verschlossen,
organisierten wir uns selbst und erhoben unsere Stimme in der
Öffentlichkeit.
Von Ressourcen und Rechten abgeschnitten fochten wir für das
Überleben – nicht
zum ersten Mal in unseren Leben – und wir fanden eine große
Anzahl von Menschen
und Organisationen der Zivilgesellschaft, die das verstanden und
sich mit uns
solidarisierten. Die humanitäre Hilfe, die der Hamburger Senat
uns verweigerte,
bekamen wir von der Kirche, von Moscheen, Initiativen und vielen
einfachen
Leuten, Bürger_innen von Hamburg. Dafür sind wir sehr dankbar.
Aber unser
Hauptziel ist es, dass unsere Rechte hier anerkannt werden,
Grundrechte, die
jeder Mensch braucht, um unser Leben wieder aufzubauen. In engem
Kontakt mit
Arbeiter_innen und Gewerkschaftsmitgliedern entschlossen wir uns
dazu uns in
der Gewerkschaft zu organisieren, weil wir alle Arbeiter_innen
waren auf
unserem Kontinent. Wir wissen die Unterstützung der Gewerkschaft
im Sinne
internationaler Solidarität sehr zu schätzen.
Während einige Politiker_innen falsche Informationen über uns verbreiteten um die Solidarität zu brechen und uns in ein schlechtes Licht zu rücken, gingen die Gewerkschaft und viele Menschen, die uns direkt kennenlernten, gegen diese falsche und heimtückische Propaganda gegen uns an.
Was wir seit dem Beginn des Krieges in Libyen, verstärkt durch die NATO-Intervention, erlebten, ist für niemanden leicht zu ertragen. Wir hatten das Glück zu überleben, während viele andere von uns ihr Leben verloren. Alles wurde bombardiert unter der Parole „ Schutz der Zivilbevölkerung in Libyen“. Wir waren Teil dieser Zivilbevölkerung. Aber nach unserer erzwungenen Flucht von Libyen Richtung Lampedusa blieb uns nichts außer einem Dokument, das unseren humanitären Schutz garantiert. Konkret wurden wir in Italien auf die Straße gesetzt ohne jede Möglichkeit unsere Situation zu stabilisieren. Da wir die Verantwortung für unsere verheerende Situation bei der Europäischen Union als ganzer sehen, sind wir jetzt in verschiedenen europäischen Ländern, ohne Ressourcen und Rechte. Deshalb müssen wir für unsere Rechte kämpfen.
In
Libyen haben wir alle in
verschiedenen Bereichen und Berufen gearbeitet. Wir alle kamen
mit unserem
Leben zurecht, konnten unsere Familie ernähren und die
Gemeinschaft
unterstützen. Es gab viele Investitionen in Libyen. Wir
arbeiteten auf dem Bau
als Zimmerleute, Maurer, Gipser oder Fliesenleger, Klempner und
Elektriker, wir
arbeiteten in den Fabriken als Mechaniker, wir verdienten unser
Geld als
Automechaniker, Schweißer und Dienstleister wie als Friseure, im
Sicherheitsdienst
oder als Software-Techniker, einige von uns hatten ihre eigenen
Läden. Wir hatten
nie die Absicht nach Europa zu gehen. Nach verschiedenen
Schwierigkeiten in
unseren Herkunftsländern fanden wir in Libyen eine offene
Gesellschaft, die
unsere Arbeitskraft brauchte.
Wir
waren nicht involviert in
den politischen Konflikt, der im Land entstand und sich zu einem
offenen Krieg
entwickelte, als Frankreich und die USA und dann die NATO sich
dafür entschieden,
militärische Kräfte für einen Regierungswechsel einzusetzen. Wir
saßen in der
Falle und wurden zum Angriffsziel der Konfliktparteien,
angeheizt durch die
zweifelhafte Geschichte von Gaddafis Söldnern. Die Rebellen
begannen Schwarze
überall anzugreifen, zu berauben und zu töten. Heute erleben wir
diese
niederträchtige Anschuldigung, die vollkommen haltlos ist,
wieder von einigen
Politiker_innen. Sie bestreiten ihre Verantwortung und machen
statt dessen zum wiederholten
Mal die Opfer nieder.
Es
ist leicht für sie falsche
Informationen zu lancieren um ihre eigene Bevölkerung in die
Irre zu führen.
Um
uns selbst zu verteidigen
und unsere Rechte zu erlangen müssen wir kämpfen. In der
Gewerkschaft haben wir
eine Partnerin gefunden, die die Ungerechtigkeit, die uns
angetan wurde,
realisiert und diesen Kampf mit uns zusammen führt. Wir möchten
alle Mitglieder
über die wahre Geschichte, die uns widerfahren ist, informieren,
warum wir hier
sind und warum wir das Recht haben zu bleiben. Es gibt keine
andere Möglichkeit
mehr. Wir fordern die Anerkennung unserer Gruppe „Lampedusa in
Hamburg –
Arbeiter_innen und Kriegsüberlebende aus Libyen“ nach §23 des
Aufenthaltsgesetzes. Wir hoffen, mit den
Gewerkschaftsmitgliedern und der
Arbeiterbewegung starke und bewusste Partner_innen an unserer
Seite zu haben.
Zusammen mit der breiten Solidarität unter den Hamburger
Bürger_innen werden
wir die Traumatisierungen von Krieg und Flucht überwinden, um
ein neues Leben
anzufangen, auf eigenen Füßen zu stehen, zu arbeiten und unsere
Familien zu
unterstützen. United we stand, divided we fall.
Wir
wollen der Gewerkschaft
ver.di noch einmal unsere Dankbarkeit ausdrücken und all den
Menschen, die die
Werte ihrer Grundsatzerklärung teilen, die besagt, dass jeder
Mensch frei von
Armut und Elend, von Unterdrückung und Ausbeutung leben sollte.
Jeder Mensch
hat das Recht auf physische und psychische Unversehrtheit, auf
humane Arbeits-
und Lebensbedingungen, Akzeptanz und Respekt.
Und
wie wir immer sagen, das
Gesetz wurde für den Menschen gemacht, nicht der Mensch für das
Gesetz. Wenn
das Gesetz unsere Menschenrechte verletzt, muss es verändert
oder abgeschafft
werden.
Führt
den Kampf zusammen mit
uns, ladet uns ein um unsere Erfahrungen zu hören und mit uns zu
diskutieren.
Lampedusa
in Hamburg
Hamburg, den 10.
Juli 2013
speakers:
Affo Tchassei:
0176-717 402 36
Anane Kofi
Mark: 0152-170 045 94
Asuquo Udo:
0152-146 725 37
Friday Emitola: 0152-170 052 71