flüchtlingsrat hamburg
Offenes Plenum für antirassistische Arbeit
Serbien, Mazedonien, Kosovo und Montenegro sind Wintersportgebiete mit hohem Schneeaufkommen und regelmäßigen Wintertemperaturen bis -20° und mehr. Jedes Jahr erfrieren hier Menschen, v.a. aus der Minderheit der Roma, da sie zumeist in ungeheizten zugigen Hütten leben müssen.
Offenes Plenum für antirassistische Arbeit
+ Arbeitskreis Roma und
Roma-Unterstützer_innen
Hamburg, den 19.12.2013
PRESSEERKLÄRUNG
Keine Abschiebung ins Elend, keine Aussetzung in extreme Winter!
Der Flüchtlingsrat
Hamburg erwartet vom Hamburger Senat, dass für alle
Balkanflüchtlinge, insbesondere Romafamilien, für die
Zeit bis Ende März 2014 ein Winterabschiebestopp verhängt
wird. Wir verlangen die Bekanntgabe eines solchen
Abschiebestopps noch vor Weihnachten mit der
verbindlichen Zusage, alle begonnenen
Abschiebevorbereitungen anzuhalten.
Die Fraktionen von
GRÜNEN, FDP und DIE LINKE haben in der
Bürgerschaftssitzung vom 11.12. einen solchen Antrag
bereits eingebracht, wurden aber von einer großen
Koalition aus SPD und CDU gestoppt. Die Bundesländer
Bremen, Baden-Württemberg, Mecklenburg-Vorpommern und
Schleswig-Holstein haben einen solchen
Abschiebestopp bereits beschlossen. Doch der Hamburger
Senat zeigt auch hier wie bei den
Lampedusa-Flüchtlingen unnachgiebige Härte:
Vor einer Woche gab
es in Hamburg wiederum einen nur durch
die
Eingabe des Anwalts verhinderten Abschiebeversuch einer Romafamilie,
wobei die Familie getrennt wurde:
Am 10. Dezember drangen
morgens um 4 Uhr Beamte von Ausländerbehörde und Polizei
überfallartig in die Wohnung der Familie von Damir ein.
Die Mutter und ihre vier kleinen Kinder, 14 Monate alte
Zwillinge und ein 3- und 5- jähriges Mädchen, wurden aus
dem Schlaf gerissen, mussten in Windeseile packen und
wurden in einem Bus nach Hannover gebracht, von wo sie
zusammen mit vielen anderen Romafamilien aus
Norddeutschland nach Belgrad geflogen werden sollten.
Die Familie war dem Überfall schutzlos ausgesetzt, denn
Damir, der Vater der Familie befand sich zur gleichen
Zeit im Krankenhaus.
Da die 15jährige
Schwester des Vaters nicht mit abgeschoben wurde, konnte
sie diesen im Krankenhaus benachrichtigen. Der Vater hat
den Anwalt der Familie kontaktiert, der dann in letzter
Minute ihre Rückholung von Hannover nach Hamburg
bewirken konnte, weil die Abschiebung nicht rechtens
war. Damir ist in Hamburg geboren, zur Schule gegangen
und spricht fließend Deutsch. Vor einigen Monaten hatte
er in der ARD-Sendung „Menschen bei Maischberger“ für
das Bleiberecht für Roma gestritten.
Ein weiterer Fall:
Die Familie Sh. aus
Mazedonien mit ihren vier kleinen Kindern, hatte Ende
2012 bereits einmal vergeblich einen „freiwilligen“
Ausreiseversuch gemacht und ist dabei von
sloweni-scher Grenzpolizei mittellos nach Österreich
zurückgeschoben worden, wo sie eine Nacht im Freien im Schnee
kampieren musste. Nun wird ihr erneut für die
allernächste Zeit die Abschiebung angedroht. Die junge
Mutter der Familie ist schwer psychisch erkrankt,
insbesondere seit der extremen Erfahrung der
„freiwilligen“ Rückschiebung 2012, und muss nach
Gutachten stationär behandelt werden.
Der Senat setzt zum
Ende dieses Jahres eine Abschiebepraxis fort, die
gegen grundlegende Bürger- und Menschenrechte sowie
Grundsätze der europäischen Menschenrechtskonvention
verstößt.
Serbien, Mazedonien, Kosovo und Montenegro sind Wintersportgebiete mit hohem Schneeaufkommen und regelmäßigen Wintertemperaturen bis -20° und mehr. Jedes Jahr erfrieren hier Menschen, v.a. aus der Minderheit der Roma, da sie zumeist in ungeheizten zugigen Hütten leben müssen.
Wir fordern daher:
Keine Abschiebung ins Elend!